SABA in Triberg, Villingen-Schwenningen und Friedrichshafen (G4)

Mit 'rä Riesäschissl Kaba
Sitzt mä vor äm Saba…

…sang die schwäbische Ulk-Band Gsälzbär Ende der 1980er Jahre.
Die Firma SABA dürfte wohl der bekannteste Rundfunk- und Fernsehgerätehersteller in der Region gewesen sein.

Eine hervorragende Ausstellung zur Firma gibt es noch bis zum 16. Juli 2023 im Franziskanermuseum in Villingen-Schwenningen: Mythos SABA - Erinnerungen an ein Weltunternehmen

  SABA Logos 1
SABA Logos 2
Unterschiedlich alte SABA Logos (Alle Reproduktionen sind Fotos des Elektronikmuseums Tettnang)

Gegründet 1835 in Triberg im Schwarzwald als Uhrenfabrik, wurde 1923 mit der Produktion von Radios begonnen.
Im Jahr 1956 baute die Firma ihr Werk 3 in Friedrichshafen.

SABA Meersburg 7
SABA Meersburg 7 mit automatischer Scharfabstimmung mittels Motor

In der Ausstellung des Elektronikmuseums sehen Sie zahlreiche Exponate der Firma Saba - neben Radios und HiFi-Geräten auch den ersten in Deutschland gebaute Telefonapparat nach dem Krieg, den SABA W46.

Geschichte von SABA

1835: Gründung als Uhrenfabrik in Triberg im Schwarzwald von Joseph Benedikt Schwer.

1864/1865: Der Sohn August tritt in die Firma ein, die fortan als August Schwer Söhne Metallwaren-Fabrik firmierte.

1905: Herman Schwer übernimmt die Fabrik, mittlerweile sind 20 Mitarbeiter beschäftigt. Die Produktion von Rasierapparaten, Türklingeln und Fahrradglocken wurde angegliedert.

1923: Herstellung von Einzelteilen wie Stiel- und Doppelkopfhörern, später auch NF-Trafos, Spulen und Widerständen etc. Für die Produkte wirbt die Firma mit den Initialen ihres Firmennamens SABA, Schwarzwälder Apparate-Bau-Anstalt.

1926: SABA bietet Radio-Selbstbausätze mit Aufbau nach Browning-Drake aus den USA an.

1927: Die Firma erhält die Bauerlaubnis und bietet nun auch fertige Radios an.

1929: SABA verpflichtet den Schweizer Ingenieur Eugen Leuthold, der mit dem (S)35 einen Apparat entwickelt, der sich bis Jahresende mehr als 100 000-mal verkauft.

1936: Hermann Schwer stirbt. Seine Frau Johanna wird Universalerbin und ernennt den technischen Leiter, Josef Fricker, zum Geschäftsleiter.

1939: SABA erweitert den Betrieb im Auftrag der Wehrmacht.

1940: Die Kriegsproduktion beträgt 88%. Es entstehen Funkgeräte, UKW-Empfänger und -Sender für Panzer, Feldtelefone, Suchgeräte etc. und auch der Volksempfänger VE 301. VE 301w
Volksempfänger VE 301w

1943: Johanna Schwer stirbt am 10.10.

1945: Werksbauten werden im Krieg durch Bomben zerstört. Erst gegen Ende 1945 werden wieder kleinere Erzeugnisse hergestellt. SABA erhält ein Kontingent zur Herstellung von Fernsprechapparaten.

1948: Es gibt neue, rundliche Formen. Zudem gibt es keine Einschränkungen für die Produktion mehr.

1949: SABA wird eine GmbH. SABA-Geräte erleben einen reissenden Absatz. Der Umsatz beträgt mehr als 21 Millionen DM.

1950: SABA beginnt mit der Herstellung von Kühlschränken.

1954/55: SABA bringt Radiogeräte mit Sendersuchlauf und automatischer Scharfabstimmung auf den Markt, wobei die meisten mit Fernbedienung ausrüstbar sind.

1956: Im Werk 3, einem neu erstellten Betrieb in Friedrichshafen, wird mit der Produktion von selbst entwickelten Tonbandgeräten begonnen, dem Sabafon.

1957: SABA gibt das verlustbehaftete Kühlschrankgeschäft auf und beginnt mit der Herstellung von Fernsehern. Man stößt jedoch auf einen Verdrängungswettbewerb und kann die fetten Jahre der großen Nachfrage nicht nutzen.

1960: SABA bring ein Koffergerät auf den Markt.

1961: SABA kann einen per Zufall entdeckten Effekt nutzen: Ein speziell gerilltes Plastik wird verwendet, um unter dem Schlagwort Sabavision ein zeilenfreies Fernsehen anzubieten. Die Belegschaft umfasst nun 4500 Personen; SABA zählt zu den wichtigsten Anbietern von Fernsehgeräten.

1964: Das Unternehmen bringt eine Tonband-Radio-Kombination für Autos auf den Markt. Der Exportanteil von SABA beträgt Mitte der 60er Jahre etwa 15%.

1967: Es folgt der Einstieg ins Farbfernsehgeschäft.

1968: SABA erziehlt ein Beteiligungs-Abkommen mit GTE in den USA. Die Umsätze steigern sich bis 1973 auf eine halbe Milliarde DM.

1972: Mit seinem Marktanteil im Bereich Rundfunk-Fernsehen-Tonband belegt SABA im Inland zusammen mit Nordmende den vierten Platz. Japanische Unternehmen drängen mit Billiggeräten auf den deutschen Markt.

1974: Hermann Mössner übernimmt die Geschäftsleitung. Unter seiner Regie entstehen große Verluste.

1979: Ende Bau eigener Radios.

1980: GTE trennt sich von der Unterhaltungselektronik und verkauft diesen Teil samt SABA an den französischen Konzern Thomson-Brandt. Der Kaufvertrag wurde am Karfreitag unterschrieben. Nachdem Thomson auch Telefunken übernimmt, werden alle SABA-Geräte ausschließlich dort produziert. SABA gibt es danach nur noch als Vertriebsgesellschaft und -marke.

1980: Am 11. November 1980 wurde das Werk 3 in Friedrichshafen aufgelöst. Hier arbeiteten in den besten Zeiten bis zu 1000 Mitarbeiter. Hergestellt wurden Einzelteile für Tonbandgeräte und, wie oben erwähnt, das Sabafon, später wurden auch Kompaktanlagen in Friedrichshafen gebaut.

1982: Am 1. Juli wurde das letzte SABA-Fernsehgerät komplett in Villingen gebaut.

1986: SABA wird aufgelöst.

1988: Hermann Brunner-Schwer stirbt.

2008: Insolvenz TTE GmbH, wie die Firma zuletzt hieß, und damit auch Ende der Fernseher-Entwicklung in Villingen-Schwenningen.