Brände durch elektronische Geräte und Gefahrhinweise zum Betrieb historischer Geräte
Hier wird's brenzlig.
Für diese Seite wurde durch den Autor eine detaillierte Recherche über Brände durch Fernsehgeräte durchgeführt, manchen Brandursachen durch Experimente auf den Grund gegangen und in Form von Fotos und Videos dokumentiert.
Brand durch Fernseher im Standby-Modus. Foto: Rainer Schwarz. Mit freundlicher Genehmigung von www.brand-feuer.de.
Elektronische Geräte können gefährlich sein.
Insbesondere bei alten Geräten ist besondere Vorsicht geboten:
Erstens waren die Vorkehrungen gegen elektrischen Schlag früher noch nicht so sicher wie heute.
Und zweitens kann akute Brandgefahr bestehen, wenn man solche Geräte ohne fachmännische Überprüfung in Betrieb setzt.
In der Unterhaltungselektronik waren Fernseher wahre Übeltäter.
Nichtsdestotrotz gilt der eine oder andere Hinweis hier auch für andere Geräte wie zum Beispiel Radios und Stereoanlagen oder auch andere Geräte des Unterhaltungselektronik oder Haushaltsgeräte.
Brände durch historische Fernsehgeräte
2018 standen Fernseher "nur" noch an 6. Stelle in der Rangliste der Brandverursacher. Grafik mit freundlicher Genehmigung des IFS. Das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung ist eine Institution der öffentlichen Versicherer. www.ifs-ev.org
Waren Fernseher noch 2009 (!) an zweiter Stelle in der Statistik der Brände durch Haushaltsgeräte, wurden sie im Jahr 2018 auf den 6. Platz verwiesen.
Daran sieht man, dass die Geräte deutlich sicherer geworden sind.
Aufpassen sollte man dennoch, wie zum Beispiel das Eingangsbild dieses Beitrags zeigt, wo ein modernerer Fernseher im Standby-Modus zu brennen begonnen hat.
Weshalb kann in einem elektronischen Gerät ein Brand entstehen?
In elektronischen Geräten, insbesondere in historischen Fernsehgeräten, können Brände durch bestimmte Bauteile, Feuchtigkeit oder schlechte Lötverbindungen und andere Ursachen hervorgerufen werden.
Hier werden ein paar Beispiele beschrieben.
Schalter
Ein defekter Netzschalter kann sehr gefährlich sein:
Sogar in ausgeschaltetem Zustand kann er beginnen, zu leiten.
Insbesondere dann kann das passieren, wenn das Gerät, in dem der Schalter eingebaut ist, eine Weile im feuchten Keller war.
Oder wenn es auf dem Dachboden gestanden hat, und dort Verunreinigungen wie zum Beispiel Mäuseurin in den Schalter kamen.
Bei älteren Fernsehgeräten können auch elektrostatische Entladungen beim Abschalten des Gerätes den Schalter beschädigen, so Kriechströme und letztlich einen Brand im ausgeschalteten Zustand verursachen, wie einem Artikel in der FUNKSCHAU 1975, Heft 21/705 zu entnehmen ist. [11]
Für das Video hier wurde die Kontaktplatte eines Netzschalters von einem Fernsehgerät mit etwas künstlichem Mäuseurin versehen.
Da dieses Salzwasser elektrischen Strom leitet, ist der Schalter dann nicht mehr sicher aus, sondern lässt Strom durch.
Dieser kann den Schalter erwärmen und auch das Material der Kontaktplatte zersetzen und es selbst leitfähig machen.
Das ganze kann sich so aufschaukeln, dass der Schalter unter Umständen über längere Zeit vor sich hinbrennen kann.
In ungünstigen Fällen kann er dabei Staub oder Gehäuseteile des Gerätes entzünden, was schließlich zu einem Vollbrand mit meist sehr hohem Sachschaden führen kann.
Hier der Appell an alle, die alte Geräte wieder in Betrieb setzen wollen:
- Lassen Sie das Gerät von einem Fachmann überprüfen, bevor Sie es in Betrieb nehmen!
- Der Fachmann sollte unbedingt mit einem Isolationsmessgerät prüfen, ob der Netzschalter den Stromkreis sicher unterbricht und im ausgeschalteten Zustand keine Leckströme vorhanden sind.
- Historische Geräte nie unbeaufsichtigt in Betrieb nehmen!
- Historische Geräte sind nicht für Dauerbetrieb geeignet!
- Auch, wenn das Gerät ausgeschaltet ist, kann es gefährlich werden.
Ziehen Sie deshalb den Netzstecker, wenn Sie nicht bei dem Gerät sind!
Weiterer Hinweis:
Auch ein Haarföhn hat meist einen Schalter aus diesem Material (phenolharzgetränktes Hartpapier, Handelsname Pertinax®) eingebaut.
Auch dieser Schalter kann beginnen, zu leiten und den Föhn ungewollt in Betrieb setzen.
Ziehen Sie deshalb immer den Netzstecker Ihres Haarföhns!
Dasselbe gilt auch für andere Haushaltsgeräte wie z. B. Mixer.
Wegen eines solchen Fehlers wurde zum Beispiel ein Haarföhn zurückgerufen. [7]
Widerstand ohne und mit Staub im Gerät
Selbst das unscheinbarste elektronische Bauteil kann, nicht richtig eingesetzt, zur Gefahr werden.
Im Video sehen Sie einen Kohleschichtwiderstand mit 1/4 Watt, wie er bis vor ein paar Jahren zu Hunderten in elektronischen Geräten wie zum Beispiel Radios und Fernsehern verbaut wurde.
Normalerweise harmlos, überhitzt ein solcher Widerstand bei Überlast.
Diese kann durch Fehler in einem elektronischen Gerät verursacht werden, oder auch durch falsche Auslegung des Widerstands durch Elektronikbastler.
Beispielsweise benötigt man zum Betrieb von LEDs meist einen Vorwiderstand.
Dieser muss in seiner Leistung korrekt gewählt werden.
Im Video wird ein Fehler simuliert, wie er in elektronischen Geräten auftreten kann.
Der Widerstand wird dabei sark überlastet:
Nicht gegen Übertemperatur gesicherter Überspannungsschutz
Dies hier betrifft nicht unbedingt historische Geräte:
Zum Schutz vor Überspannungen werden bei empfindlichen modernen Geräten (sagen wir mal, ab den 2000er-Jahren) sogenannte Varistoren oder VDRs eingesetzt.
VDR = Voltage Dependent Resistor, also ein spannungsabhängiger Widerstand.
Ab einer bestimmten (Über-) Sannung wird der Widerstand des Bauteils so klein, dass es diese Überspannung "ableitet".
Die überwiegende Mehrheit solcher VDRs besteht aus einer Scheibe aus Zinkoxid mit Elektroden dran.
Kurze Überspannungsspitzen leiten solche Varistoren zuverlässig ab - allerdings sinkt der Wert der Schwellspannung, ab der die Dinger abzuleiten beginnen, mit jeder Entladung etwas ab.
Varistoren altern somit.
Egal, ob der VDR nun gealtert ist oder ob über eine etwas längere Zeit (einige Minuten) Überspannung ansteht:
Der VDR beginnt zu leiten, gleichzeitig bleibt eine höhere Spannung am Bauteil bestehen.
Das führt dazu, dass der VDR stark belastet wird und dabei sehr heiß wird.
Ist in der Schaltung keine thermische Sicherung des VDRs enthalten, heizt er sich immer weiter auf, bis er glüht und igendwann die Zuleitung abbrennt.
Thermisch nicht gesicherte VDRs sind ein Brandgefahr!
Für dieses Video wurde eine Überspannung an einen VDR angelegt:
Ursache für eine länger anliegende Überspannung kann zum Beispiel eine unsymmetrische Belastung der Gebäudestromversorgung sein, ein unterbrochener Neutralleiter (Nullleiter) oder auch ein nicht gut entstörter Frequenzumrichter oder eine USV.
Auch das IFS berichtet von einem Fall, in dem die Stromversorgung in einem Haus nicht stimmte und daduch ein VDR in einer Steckdosenleiste überlastet wurde. [4]
Der Autor hatte selbst einen Fall, in dem ein thermisch nicht gesicherter VDR einen lokal auf das Gerät begrenzten Brand verursachte:
Brand durch thermisch überlasteten VDR
Brand durch thermisch überlasteten VDR. Rückseite der Platine
Man findet zahlreiche Beispiele, wo VDRs als Überspannungsableiter verwendet werden, ohne dass diese gegen Übertemperatur gesichert sind.
Man muss allerdings manchmal genau hinschauen, ob es sich bei einem verdächtigen Bauteil tatsächlich um einen VDR handelt.
Im Netzteil hier ist zum Beispiel keiner drin: Das grüne Teil hielt der Autor zunächst für einen VDR, tatsächlich handelt es sich um ein Bauteil zur Einschaltstrombegrenzung.
Im Vordergrund gibt es noch ein blaues Teil, das ist ein Kondensator. Einen VDR enthält die Schaltung offenbar nicht.
Das mit R1 gekennzeichnete grüne Bauteil ist kein VDR (der Autor hielt es zunächst für einen). Hier braucht man sich also keine Sorgen zu machen.
Vermeiden lassen sich Brände, indem VDRs mit einer sogenannten Temperatursicherung abgesichert werden, so wie das vorbildlich in diesem Überspannungsschutz-Zwischenstecker gemacht wurde (rechts im nächsten Bild).
Die Temperatursicherung unterbricht den Stromkreis, sobald der VDR heiß wird.
Eine Brandgefahr ist damit weitestgehend gebannt.
Links: VDR (blau) und eine Thermo-Sicherung. Rechts: Anwendung in einem Zwischenstecker zur Überspannungsableitung. Jeder Überspannungsableiter steckt zusammen mit einer solchen Sicherung in einem Schrumpfschlauch.
Kalte Lötstelle
In diesem Film sieht man eine kalte Lötstelle in Betrieb:
Eine kalte Lötstelle kann durchaus zu einem Wohnungsbrand führen. Zum Beispiel löste eine solche kalte Lötstelle, die als Serienfehler in einer Geräteserie eines Herstellers vorhanden war, gleich mehrere Brände aus. [6]
Auch im Haushalt des Autors war ein solches Gerät vorhanden.
Wegen einer technischen Umrüstung untersuchte der Autor dort die Lötstellen routinemäßig und sah die kalte Lötstelle im Bereich des Hochspannungsteils und verlötete sie neu.
Möglicherweise wurde so ein Brand verhindert.
Eine schlechte Lötstelle an einer Anschlussklemme dürfte auch diesen Brand eines Wechselrichters verursacht haben:
Brand in einem Wechselrichter
Brand in einem Wechselrichter, Detail
Der Brand ging offensichtlich im Bereich der Klemmen los.
Aus Sicht des Autors scheinen die Drähte korrekt in die Klemmen eingeführt worden zu sein, jedenfalls scheint der Anschluss ohne Aderendhülsen laut Hersteller WAGO erlaubt zu sein. [14]
Schlechte Crimpverbindung
In elektrischen und elektronischen Geräten gibt es oft sogenannte Crimpverbindungen.
Damit sind in Kabelschuhe, Aderendhülsen etc. kräftig gequetschte Kupferleiter gemeint.
Manchmal sind solche Verbindungen "nicht ganz echt":
Bei fehlerhaftem, zu schwachen Crimpen oder bei Verwendung von Kabelschuhen für den falschen Leiterquerschnitt kann es zu einem erhöhten Übergangswiderstand kommen.
Bei Belastung überhitzt dann diese Stelle, was unter Umständen zum Brand führen kann.
Heiß gewordene Crimpverbindung im unteren Teil des Bildes
Nicht etwa der hier bereits ausgelötete Entstörkondensator, sondern eine schlechte Crimpverbindung wurde hier heiß. Glücklicherweise kam es hier nicht zu einem Brand.
Entstörfilter im gelben Gehäuse
Insbesondere Fernsehgeräte, die im Zeitraum 1972 bis 1975 hergestellt wurden, verursachten häufig Brände, siehe auch Statistiken weiter unten.
Brandgefährlich: Die gelben Entstörglieder (links) (Durchmesser ca. 20 mm, Höhe ca. 30 mm)
Brandgefährlich sind solche gelbe Entstörglieder (links im Bild), wie sie in den 1970er-Jahren in sehr vielen europäischen Farbfernsehgeräten verbaut wurden.
Unbedingt austauschen, zum Beispiel durch ein passendes Filter im grauen Gehäuse (rechts).
Obwohl unter Fernsehreparateuren bestens bekannt, findet man im Internet recht wenig zu diesen Brandbomben.
Im SPIEGEL erschien ein ausführlicher Bericht dazu. [8]
Nach dem Artikel setzten Fernsehgeräte allein in Frankfurt jährlich 70 bis zu 110 Wohnungen in Brand, ein Teil davon dürfte auf dieses gelbe Entstörfilter zurückzuführen sein, heißt es darin.
Entstörkondensator, Metallpapiertyp
Metallpapier-Entstörkondensator mit Rissen in der Umhüllung
Vor der Inbetriebnahme von älteren Geräten sollte ein prüfender Blick auf die darin befindlichen Entstörkondensatoren geworfen werden.
Sind die Kondensatoren ordnungegemäß eingebaut und ist deren Umgebung sauber, passiert außer viel Rauch nichts.
Dennoch ist der Gestank sehr unangenehm (über Gefahren für die Gesundheit ist dem Autor nichts bekannt; eine Gesundheitsgefährdung kann jedoch nicht ausgeschlossen werden).
Rissige Metallpapierkondensatoren können aus er Umgebung Feuchtigkeit aufnehmen und "durchgeghen".
Die Dinger rauchen derart zuverlässig ab, dass man sich mit der Kamera davorsetzen und abwarten kann:
Dem Autor flogen schon öfter solche Kondensatoren um die Ohren.
Zerborstene Entstörkondensatoren des Autors
Brandursachenstatistiken in den 1970er-Jahren
Wieviele Fernseherbrände in den 1970er-Jahren es im Verhältnis zu anderen Geräten im Haushalt zustande kamen, ist dem Autor nicht bekannt.
Wohl aber, dass es damals zu sehr vielen Bränden kam mit meist schlimmen Folgen.
Genaue Zahlen zu finden, war nicht ganz einfach, nicht zuletzt, weil die Hersteller keine Zahlen über Wohnungsbrände durch Fernseher in der Presse sehen wollten. Das ist schließlich nicht verkaufsfördernd. [9]
1967 bis 1971
Nicht deutschlandweit hochgerechnet, gibt es aus dem Jahr 1972 eine Veröffentlichung im Schadenprisma des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung (IFS) über Zahlen der Schleswig-Holsteinischen Landesbrandkasse. [10]
Über die Jahre 1967 bis 1971 sind gemeldet:
- 1967: 40 Brände
- 1968: 64
- 1969: 56
- 1970: 44 mit einer Toter im Wohnzimmer
- 1971: 41
In den USA wurden in der Zeit über 10.000 Brände pro Jahr durch Fernseher gemeldet. [10]
Was löste die Brände aus?
Bei 41 im Jahr 1971 untersuchten Geräten waren laut [10] verantwortlich:
- 13x Zeilentransformator (das Teil, das die für Bildröhren nötige Hochspannungen macht)
- 2x Bildröhrensockel
- 3x gedruckte Schaltungen (damals waren die später als Platinen bezeichneten Leiterplatten noch sehr neu)
- 23x nicht geklärt
Der Artikel enthält auch Hinweise zu ersten Maßnahmen bei Bränden an Fernsehgeräten, die es lohnt, zu Herzen zu nehmen. Insbesondere, wenn man Fan von alten Fernsehern mit Bildröhre ist.
1974
In einem FUNKSCHAU-Artikel von 1975 [11] lautet die Überschrift "1600 Fernsehgeräte-Brände im letzten Jahr".
Für diese Zahl wurde eine Statistik von 1974 ausgewertet von einer Feuerversicherung in Hannover. Sie veröffentlichte eine Statistik über 343 Fernsehgerätebrände im Bundesgebiet.
Mit der Schätzung, dass diese Zahl ca. 15 bis 20 % der Fernseher-Brände erfasst, ergeben sich ca. 1600 Brände.
Das steht allerdings in grobem Widerspruch zur Statistik von 1979 im Artikel in [12], worin von weit über 5000 Bränden durch Fernsehgeräte berichtet wird (s. unten). So stark können nach Meinung des Autors die Brände in so kurzer Zeit kaum zugenommen haben.
Interessant ist der hohe Anteil von 78 %, bei denen ein Brand eines Fernsehers einen Zimmerbrand verursacht hat.
In Verbindung mit Fernsehgeräten kam es laut diesem Artikel im Zeitraum von 1970 bis 1974 zu zwölf Todesopfern.
Brandursächliche Bauteile
In [11] sind die Zahlen löblicherweise für Schwarzweiß- und für Farbfernsehgeräte separat erfasst.
Brände in 228 Schwarzweißfernsehern:
- 94x Zeilentransformator
- 27x Brand nach Abschalten (siehe dazu die Untersuchung des Autors oben)
- 13x Ablenkplatine (dort fließen hohe Ströme)
- 8x Kurzschluss im Netzteil
- 7x Kondensator im Netzteil
- 5x Kabelbrand im Gerät
- 4x Netzschalter
- 3x Hochlastwiderstände (die erzeugen die meiste Wärme in alten Fernsehern)
- 2x Anschluss Bildröhrensockel
- 65x unermittelt
Brände in 115 Farbfernsehern:
- 37x Zeilentransformator
- 12x Ablenkplatine
- 7x Brand nach Abschalten
- 5x Überhitzung im Möbel
- 3x Netzteil
- 1x Kondensator im Netzteil
- 1x Netzschalter
- 1x Anschlussplatine im Bildröhrensockel
- 1x Ablenkeinheit (das Ding, das den Elektronenstrahl in der Bildröhre steuert)
- 47x unermittelt
Gesamt also 343 untersuchte Brände.
In der Statistik nicht erfasst ist das Alter der Geräte.
Da Farbfernseher an sich damals noch recht neu waren und zudem sehr teuer, ist davon auszugehen, dass die Schwarzweißfernseher im Schnitt älteren Baujahrs gewesen sein dürften als die Farbfernseher.
Sechs Fernseher haben laut Artikel unmittelbar nach der Reparatur gebrannt.
1979
Vom Jahr 1979 gibt es eine Statistik, die das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung (IFS) erfasst hat. [12]
Demnach waren im Jahr 1979 hochgerechnet 7536 Brände durch Waschmaschinen, 7272 Brände durch Nachtspeichergeräte und 5778 Brände durch Fernsehgeräte entstanden.
Damit erreichten Fernseher Platz 3 in dieser traurigen Statistik.
2009
Fernseher waren offenbar über Jahrzente bei den Hauptverursachern für Wohnungsbrände dabei.
Jedenfalls waren sie in laut Statistik des IFS von 2009 auf Platz 2 bei Bränden durch Haushaltsgeräte geklettert! [2]
2018
Im Jahr 2018 hat das IFS die Statistik erneut erfasst, dort waren die Fernsehgeräte auf den 6. Platz verwiesen worden, wie in der Grafik des IFS im Eingang des Artikels hier dargestellt ist. [3]
Sicherheitshinweise
Diese Hinweise richten sich an Reparateure und Helfer in Repair-Cafés, sowie an Bastler und interessierte Laien.
Einige Dinge sind zu beachten, wenn Sie nicht wollen, dass Ihnen die Hütte abbrennt:
- Wenn Sie sich nicht auskennen, Finger weg!
- Staub brennt, weshalb der Betrieb eines staubigen Gerätes sehr gefährlich ist.
Daher muss vor irgendeiner Inbetriebnahme das Gerät innen gereinigt sein, z. B. durch Ausblasen mit Pressluft. - Vor Inbetriebnahme müssen die Lötstellen kontrolliert und meist auch nachgelötet werden, vor allem die der Hochlastwiderstände und um die Ablenkeinheit herum.
- Eventuelle Brandstellen in der Platine sind zu beseitigen (verkohlte Platinen leiten und beginnen irgendwann zu brennen!)
- Hochspannungstrafo auf Risse kontrollieren.
- Gerät dahingehend prüfen, ob bekanntermaßen gefährlich Komponenten verbaut sind wie zum Beispiel brennbare Netzfilter.
- Auf kalte Lötstellen prüfen und ggf. nachlöten, wie sie sich gerne im Bereich von stark belasteten Bauteilen bilden.
- Eine Internetrecherche, ob es beim betreffenden Gerät oder der Geräteserie in der Vergangenheit zu Bränden kam, kann sinnvoll sein.
- Manche Bauteile sind mit einem Ausrufezeichen im Dreieck gekennzeichnet.
Diese Bauteile sind sicherheitskritisch und dürfen nur durch baugleiche ersetzt werden.
Zum Beispiel gibt es spezielle Widerstände mit nicht entflammbarer Beschichtung, die zum Absichern von Schaltungsteilen eingesetzt werden.
Ein normaler Widerstand an einer solchen Stelle könnte im Fehlerfall zum Brand führen. - Entstörkondensatoren auf Risse prüfen.
Meist gehen die nach ein, zwei Betriebsstunden in sehr viel stinkenden Rauch auf (gefährlich dann, wenn sich Staub im Bereich dieser Kondensatoren angesammelt hat). - Isolationsprüfung zwischen der Stromversorgung und leitfähigen Teilen, allen Anschlussbuchsen und vor allem auch dem Antennenanschluss ist unerlässlich.
- Es ist zusätzlich unbedingt zu prüfen, ob ein abgeschalteter Netzschalter wirklich keinen Strom mehr durchlässt.
Auch bei sehr geringem Leckstrom droht ein langsames Verkohlen des Schalters, was nach iniger Betriebszeit im ausgeschalteten Zustand zu einem Brand führen kann. - Das Gerät mittels Stelltransformator in Betrieb nehmen.
Dabei die Spannung langsam hochdrehen und die Stromaufnahme beachten.
Vorerst nur bis ca. 200 Volt stellen. - Eine Weile mit ca. 200 Volt laufen lassen, dann Gerät ausstecken und ca. Eine Stunde in Ruhe lassen.
- Gerät erneut mit Stelltrafo in Betrieb nehmen, Spannung einigermaßen schnell bis 200 Volt stellen, dann langsam (über ca. Eine Minute) wieder unter Beobachtung der Stromaufnahme, bis 230 Volt hochdrehen.
Bei Erreichen der 230 Volt nach ca. 10 … 15 Sekunden Stecker raus, Gerät 15 … 30 Minuten ruhen lassen - das ist nötig, damit sich die Elkos formieren und wieder abkühlen können. - Vorgang ein paarmal wiederholen.
- Das Gerät ist für 220 Volt ausgelegt, inzwischen haben wir 230 Volt Netzspannung.
Unter Umständen kann das zur Überlastung führen. - Auf dem Typenschild ist die Leistung des Gerätes angegeben, die sollte bei 220 Volt nicht zu sehr überschritten werden.
Bei Fernsehern:
Hat Ihr Gerät zum Beispiel 190 Watt auf dem Typenschild stehen, sollte es bei 220 Volt nach ein paar Minuten Betrieb etwa 870 mA ziehen, wenn Sie es an einem Stelltransformator mit 220 V betreiben.
900 mA sind auch noch okay, drüber hinaus wird es kritisch:
Zum Beispiel kann in Fernsehgeräten die so genannte Boosterdiode verbraucht sein, was die Stromaufnahme steigen lässt.
Entsprechendes gilt bei Radios: Die haben in der Regel irgendwas um die 40 Watt bis 60 Watt, was einer Stromaufnahme von ca. 180 … 270 mA entspricht.
Wird der erwartete Wert überschritten, muss das Gerät sofort von der Versorgungsspannung genommen werden:
Es ist dann wahrscheinlich, dass ein Trennkondensator vor der Endröhre ein bisschen leitfähig geworden ist.
Das führt zur Überlastung der Röhre und vor allem auch des Netztransformators, der dann durchbrennen kann. - Längerer Betrieb bei Überlast kann den Netztransformator zerstören und kann, wenn vorhanden, die Platine schwarz und damit leitfähig werden lassen, was brandgefährlich ist.
- Gerät nie unbeaufsichtigt betreiben!
Obige Liste nennt einige Beispiele und ist nicht abschließend.
Für Schäden jeglicher Art in Bezug auf oben genannte Punkte wird seitens des Autors und des Webseitenbetreibers jegliche Haftung ausgeschlossen.
Wenn Sie irgendwas an den Ausführungen nicht verstanden haben, lassen Sie bitte die Finger davon, zwicken den Stecker ab und freuen sich am schönen Aussehen des Gerätes!
Bei Bränden oder Stromunfällen durch unsachgemäß reparierte Geräte verursachte Brände, Verletzungen oder gar Todesfällen kann die betreffende Versicherung Regressforderungen geltend machen!
Quellen
[1] Schadensbilder durch Fernsehgeräte: www.brand-feuer.de/index.php?title=Fernsehger%C3%A4t
[2] Brandursachenstatistik 2009: www.schadenprisma.de/wp-content/uploads/pdf/2009/sp_2009_3_1.pdf
[3] Brandursachenstatistik 2018: www.ifs-ev.org/waeschetrockner-brennen-am-haeufigsten/
[4] Schaden durch Überspannung in Verbindung mit einem VDR: www.ifs-ev.org/ueberspannung-im-ganzen-haus/
[5] Thermisch gesicherter VDR (Überspannungsableiter): product.tdk.com/de/techlibrary/productoverview/benefit-thermofuse-varistor.html
[6] Feuer durch kalte Lötstette in TV-Gerät: www.ifs-ev.org/bis-zur-ueberpruefung-nicht-mehr-einschalten/
[7] Haartrockner, der sich selbst einschaltet: www.presseportal.de/pm/13483/1616253
[8] "Leichter Puff": Die gelben Entstörfilter, Brandbomben im Fernseher. www.spiegel.de/wirtschaft/leichter-puff-a-44244b04-0002-0001-0000-000014332537
[9] "Nichts Genaues weiß man nicht". Ein Artikel über Statistiken, die zu deutlich unterschiedlichen Ergebnissen kommen, je nachdem, wer sie gemacht hat. - Achtung: Sehr große Datei! FUNKSCHAU 1970, Heft 4, Seite 831, PDF-Seite 34.
[10] "Erste Maßnahmen bei Bränden an Fernsehgeräten" - Schadenprosma 3/1972, Seite 50 f, www.schadenprisma.de/wp-content/uploads/pdf/1972/sp_1972_3_4.pdf
[11] "1600 Fernsehgeräte-Brände im letzten Jahr" - FUNKSCHAU 1975, Heft 21/705 Seite 63 f
[12] "Brände an Elektro-Hausgeräten" - Schadenprosma 4/1980, Seite 62 ff, www.schadenprisma.de/wp-content/uploads/pdf/1980/sp_1980_4_2.pdf
[13] "Durch elektrische Energie gezündete Brände" - VDE-Schrift über sichere Elektrizitätsanwendung, Arbeitsergebnisse Sicherheits- und Unfallforschung 1973 bis 2007 Seite 59 f, www.vde.com/resource/blob/.../sichere-elektrizitaetsanwendung-download-data.pdf
[14] WAGO Verbindungsklemme www.wago.com/de/leiterplattenanschluss/2-leiter-klemmenleiste-fuer-leiterplatten/p/746-2303 bzw. www.wago.com/medias/Band-2-2023-Technischer-Anhang-DE-de.pdf
Autor: Rainer Specker
Bildnachweis:
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Titelbild des Beitrags: Copyright (c) Rainer Schwarz für www.brand-feuer.de/. Mit freundlicher Genehmigung des Autors.
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