Saba Telerama - Schwarzweiß-Fernsehprojektoren aus 1957 und 1960
Projektionsfernseher Saba Telerama P1026H
Wenn man den Salon im unteren Stockwerk (Radioraum) betritt, läuft man auf einen hölzernen
Apparat mit merkwürdiger Optik zu.
Es handelt sich um einen historischen Videoprojektor!
Das Gerät arbeitet mit Röhren und liefert ein Schwarzweißbild.
Das Elektronikmuseum besitzt mehrere Schwarzweiß-Videoprojektoren:
- Saba Telerama P716, Baujahr 1957
- Saba Telerama P1026H, Baujahr 1960 (Gerät in der Ausstellung)
- Philips VG 2600, Baujahr 1962
Aus Platzgründen wurde auf das Aufstellen der zum Gerät gehörenden Projektionswand verzichtet.
Es handelt sich dabei um eine grau aussehende, mit spezieller Aluminiumbeschichtung
versehenen gekrümmten Fläche mit etwa 1,60 m Bilddiagonale.
Ein genauer Blick auf die Optik des Projektors zeigt, dass da irgendwas Komplizierteres dahinter stecken muss:
Saba Telerama - Detail
Es handelt sich um eine sogenannte Schmidt-Optik:
Manche Fernrohre sind nach diesem Prinzip aufgebaut, bei dem durch die Apertur einfallendes
Licht von den Sternen zunächst ein Korrekturelement passiert, dann auf einen Hohlspiegel gelangt,
der das Licht schließlich auf eine lichtempfindliche Fläche (Fotoplatte, Kamerasensor) fokussiert
und so der Sternenhimmel dort abgebildet wird.
Beim Videoprojektor wird dieses Prinzip umgekehrt:
Anstelle der fotoempfindlichen Fläche sitzt eine kleine, dafür äußerst lichtstarke Bildröhre!
Die Schmidt-Optik des Saba Telerama Fernsehprojektors
Die Bildröhre hat einen recht langen Hals.
Damit der Projektor einigermaßen kompakt gebaut werden konnte, wurde innen ein Umlenkspiegel
eingebaut, so dass der Hals der Bildröhre nach unten zeigt.
In der Grafik sieht man die Bildröhre mit 6 cm Durchmesser, in der ein Elektronenstrahl
(orange) ein lichtstarkes Bild auf den Schirm schreibt (blauer Pfeil).
Damit das Bild die nötige Helligkeit erreicht, muss eine sehr hohe Hochspannung angelegt werden:
Immerhin 25.000 Volt bekommt die Anode dieser Bildröhre ab - damals eine Herausforderung,
übliche Schwarzweißfernseher haben nur etwa 15.000 Volt.
Im Elektronikmuseum bekommen wir diese Herausforderung regelmäßig zu spüren - es ist das
Hochspannungsnetzteil, das bei den Videoprojektoren Probleme macht.
Von der Bildröhre gelangt das Licht in den Hohlspiegel darüber, der die Aufgabe hat, das Bild
scharf auf die Projektionsfläche zu bringen.
Über den schräg eingebauten Umlenkspiegel, der ein Loch für die Bildröhre hat, wird das Licht
Richtung Austrittsfläche gespiegelt.
Vor dem Lichtaustritt ist ein Korrekturelement angebracht, das geometrische Verzerrungen ausgleicht.
Da in der Mitte das Loch des Umlenkspiegels bzw. die Bildröhre sitzt und daher kein nutzbares
Licht austreten kann, ist dort eine schwarze kreisrunde Blende angebracht.
Das Gerät wird auf die Projektionsfläche ausgerichtet, die recht genau nach Herstellerangabe angebracht werden muss (es sind zusätzliche Einstellungen am Gerät nötig):
Public Viewing mit Saba Telerama
Durch den Winkel, in dem die Projektionswand aufgehängt wird, soll störendes Licht von der Deckenbeleuchtung Richtung Fußboden gespiegelt werden (orange).
Licht, das zum Fernsehbild gehört, soll dagegen beim Zuschauer ankommen (blau).
Die Entwicklung einer möglichst effektiven Projektionswand war eine Herausforderung,
wie man manchen Saba-Publikationen entnehmen kann:
Eine Film-Leinwand war ungeeignet, da diese das Licht stets in die Richtung zurüc kwirft,
aus der es her kommt.
Damit wäre das Bild genau dann sehr hell zu sehen, wenn man sich in der Nähe der Licht aussendenden
Optik befände.
Da die Geräte meist in Wirtshäusern eingesetzt wurden zum, heute würde man sagen, "Public Viewing",
ist das unpraktisch - das Bild soll ja für eine ganze Personengruppe ordentlich zu sehen sein.
Also wurde eine nach hinten gewölbte Fläche entwickelt mit matter Aluminiumbeschichtung,
die die gewünschten Anforderungen weitgehend erfüllte.
Den Projektor selber sieht man in Betrieb von seiner Rückseite.
Rückseite, Rolltüren offen
Rückseite, Türen fast geschlossen
Die Bedienteile sind ebenfalls von hinten zugänglich.
Bedienteil
Schalter und Fernbedienungsanschluss sowie Hebel zum Ausfahren des Fahrwerks
Das Gerät besitzt sogar eine Fernbedienung:
Ein Kästchen mit Knöpfen und Stellrädchen, das über ein Kabel unten in eine vielpolige
Buchse am Gerät angeschlossen wird.
Siehe auch
- Funktion Fernsehen: Im Wesentlichen ist die Funktion
des Projektors dieselbe wie bei einem gewöhnlichen Schwarzweißfernseher.
Lediglich die Projektionsoptik ist besonders hier.
Quellen
- Heinz Hönger und Claus Reuber: Rundfunkröhren - Eigenschaften und Anwendung von Fernsehröhren, Regelien's Verlag Berlin, 1957, Seite 148 ff
- Service-Anleitung Saba Telerama P716
- Service-Anleitung Saba Telerama P1026H
- Datenblatt Bildröhre MW 6-2
Autor: Rainer Specker
Fotos und Grafiken: Elektronikmuseum Tettnang Rainer Specker