Die Loewe Mehrfachröhre 3NF (L3)

Loewe brachte 1926 eine besondere Röhre auf den Markt:
In einem Glaskolben waren drei einzelne Röhrensysteme eingebaut.
Das gab es auch später noch. Das eigentlich Besondere ist, dass auch Widerstände und Kondensatoren drin waren.
Die Röhre kann also als erste integrierte Schaltung angesehen werden!1

Loewe 3NF
Loewe Mehrfachröhre 3NF

Etwas Technik

Die Beschreibung dieser besonderen Mehrfachröhre ist nun technischer Art.
Der Nicht-Techniker kann dieses Kapitel auch überspringen.
Ihm wird die Information genügen, dass hier in der Vitrine ein exemplar der ersten ICs (IC steht für "integrierte Schaltung", auf englisch "Integrated Circuit") zu sehen ist.
ICs aus Halbleitern spielen in der modernen Elektronik die Hauptrolle - in so gut wie jedem elektronischen Gerät sind welche drin.
Siehe auch am Ende des Artikels Technologie - vom Kabelsalat zur gedruckten Schaltung.

Die Innereien

Um etwas besser in die Röhre hineinsehen zu können, hat der Autor die Röhre mit polarisiertem Licht und Polarisationsfilter vor der Kamera fotografiert.
Das macht das umhüllende Glas weitgehend unsichtbar:
Loewe Mehrfachröhre Innenleben
Innenleben der 3NF

Anwendung

Die Röhre ermöglichte durch die Integration der meisten für den Bau eines Empfängers nötigen Bauteile sehr einfach zu konstruierende Geräte.
Paradebeispiel ist der Loewe Fernempfänger 2H3N.
Die Typenbezeichnung kommt daher, dass eine Hochfrequenz-Mehrfachröhre namens 2HF und eine Niederfrequenzröhre Typ 3NF eingebaut sind.

Schaltbild

Hier der bereits beim Empfänger abgebildete Schaltungsauszug, hier jedoch speziell die Mehrfachröhre erklärt:

Loewe 3NF im Loewe 2H3N
Einsatz der 3NF im Ortsempfangsteil

Zusätzlicher Anschluss

Schaut man von unten auf die Röhre drauf, fällt ein nicht angeschlossener Draht auf.
Dieser führt zur Anode des ersten Systems.

Der ominöse zusätzliche Anschluss Die Röhre von unten; man achte auf den nicht angeschlossenen Draht

Wenn man diesen Anschluss nutzt, konnte ein so genannter Rückkopplungsempfänger gebaut werden.
Das wollten die Zulassungsbehörden nicht, da man so deutlich empfindlichere Empfänger hätte bauen können und außerdem bei zu stark eingestellter Rückkopplung auch fremde Empfänger stören konnte.
Bei für den Export bestimmten Ausführungen war dieser Anschluss auf einen zusätzlichen Röhrenanschluss gelegt.
Später verkaufte Loewe solche Röhren auch im Inland unter der Bezeichnung 3NFB.