Design von Fernsehern in den 1950er und 1960er-Jahren

Die ersten Fernsehgeräte wurden ab 1934 in sehr kleiner Stückzahl gefertigt.
Fahrt aufgenommen hat das Fernsehen in den Wirtschaftswunderjahren nach dem zweiten Weltkrieg.
Aus dieser Zeit stammen die ältesten Exponate in der Ausstellung des Elektronikmuseums Tettnang.

Fernseher aus den 1950er- und 1950er-Jahren

Schwerpunktmäßig befasst sich das Elektronikmuseum mit Geräten lokaler Firmen.
Dazu gehört insbesondere auch die Firma Saba, die ihren Hauptsitz in Villingen-Schwenningen hatte.
Das Werk 3 der Firma Saba befand sich einst in Friedrichshafen.
Das Gebäude der Fertigung existiert immer noch, es gehört nun zum Forschungs- und Entwicklungszentrum der Firma ZF Friedrichshafen und wird von den Mitarbeitern immer noch "Saba-Bau" genannt.

1953 - Saba Schauinsland W II

Saba Schauinsland W II
Saba Schauinsland W II

Typischer Fernseher der 1950er Jahre und erstes Modell, das Saba serienmäßig herstellte.1

Die alte Konstruktion mit 20 Röhren ist frei verdrahtet, es ist noch keine Platine drin!
Der Fernseher kostete DM 1098,-.
Schier unbezahlbar.
Vermutlich deshalb gab es das Gerät auch mit einer einfacheren, nicht metallisierten Bildröhre für DM 1035,-.
Der niedrigere Preis dürfte sich bald gerächt haben - die teurere Bildröhre hielt länger.

Innen ist das Gerät enorm aufwendig gefertigt:
Die Schaltung ist in ein dreiteiliges Chassis gelötet.
Die Bildröhre des Saba W II hat nur 65° Ablenkwinkel, weshalb sie enorm lang ist.
Wegen ihr war das Gerät 41,5 cm tief.
Je stärker die Elektronen in der Bildröhre abgelenkt werden, desto kürzer kann man sie bauen.
Das war eine der größten Herausforderungen.

Das Gerät besitzt unten zwei Schieber aus Messing.
Wenn man sie auseinander schiebt, kommen ein paar einsteller zum Vorschein.

Regler des W2
Regler hinter einer Messingblende - eine Beschreibung, was sie machen, steht nicht bei den Einstellern.

Zimmerantenne

Zimmerantenne
Zimmerantenne aus den 1660ern

Auf dem Fernseher steht eine Zimmerantenne von ca. 1962.
Sie wurde im Volksmund gerne als Schmetterlingsantenne bezeichnet.
Dieses Modell konnte neben dem ersten auch das zweite Programm empfangen, welches mit einer höheren Frequenz sendete.
Für höhere Frequenzen braucht man kleinere Antennen - so dient die große Schalufe hinten dem Empfang des ersten und die kleine Schleife vorne dem Empfang des zweiten Programmes.
Das kleine Stäbchen ganz vorne verbessert die Richtwirkung der Antenne.

Solche Fernseh-Zimmerantennen wurden häufig dort verwendet, wo man keine Dachantenne anbringen durfte. In der Nähe der Fernsehsender genügte diese Antenne zum Empfang. Bei uns auf dem Land war ohne Dachantenne nur schlechter Empfang möglich.

UHF-Konverter - eine Set-Top-Box von 1962

UHF-Konverter
UHF-Konverter von Telefunken, Typ UV2, Baujahr 1962

Dieses Teil würde man heute wohl als "Set-Top-Box" bezeichnen.
Ähnlich, wie man zu Beginn des Satellitenfernsehens oder des digitalen Fernsehens DVB-T zum Empfang der Prügramme ein Kästchen brauchte, wurde auch eines bei Einführung des Zweiten Deutschen Fernsehens benötigt.
Frühere Fernseher konnten nur im sogenannten VHF-Band empfangen.
Das zweite Programm startete jedoch im höherfrequenten UHF-Bereich.
Dieses 145,- DM teure Kästchen konnte das ZDF empfangen und in VHF-Frequenzen umwandeln, so dass man es mit einem älteren Fernseher anschauen konnte.
Der UHF-Konverter steht auf dem Fernseher von 1953 als typisches Beispiel einer Anwendung.

1954 - Saba Schauinsland T44

Saba Schauinsland W II
Saba Schauinsland T44

Das T im Typen steht für "Tischempfänger".
Die Zahl 44 gibt wohlwollend die Bildschirmdiagonale an - verbaut ist tatsächlich eine Bildröhre mit 43 cm Diagonale.
Diese bezieht sich auf die Außenabmessungen der Röhre. Das sichtbare Bild ist deutlich kleiner.
Da die Bildröhre mit 90° einen deutlich größeren Ablenkwinkel hat als sein Vorgänger, ist das Gerät trotz größerem Bildschiem nicht tiefer als der Saba W II.
Auf der Rückseite des Fernsehers befindet sich eine Buchse, an die man eine Kabelfernbedienung für Lautstärke und Helligkeit anschließen kann.
Das Gerät ist der direkte Nachfolger des Schauinsland W II / W III und beinhaltet neben der größeren Bildröhre auch eine einfacher aufzubauende Schaltung mit nur einem Chassis.
Die Schaltung dieses Fernsehers wurde mit 18 Röhren aufgebaut.
Empfangen werden kann wie damals üblich nur das erste Programm auf VHF Band I und III.
Zum Empfang der zweiten Programms war der oben beschriebene UHF-Konverter nötig.

1959 - Saba Schauinsland T1014

Saba T1014
Saba Schauinsland T1014 mit Voll-Automatic

Der Schauinsland T1014 ist ein sehr aufwändiger Fernseher mit 21 Röhren und ausklappbaren Einstellern auf der Vorderseite.
Er war für DM 699,- zu haben, plus DM 25,- für die FKabel-Fernbedienung.
Die Bildröhre hat 43 cm Diagonale bei 90° Ablenkwinkel, das Gerät ist 39 cm tief.
Zu der Zeit waren bereits erste Geräte mit 110°-Bildröhren erhältlich, wie aus einem Saba-Prospekt von 1959 hervorgeht.

Wie bereits beim ersten Fernseher, versteckten die Konstrukteure der Firma Saba selten betätigte Einsteller.
Die Lösung beim T1014 ist besonders pfiffig:
Die Regler sind auf einem drehbaren Zylinder angeordnet, so dass die Regler je nach Bedarf hervorgeschwenkt oder versteckt werden konnten.
Bei diesem Gerät steht an den einzelnen Einstellern dran, was man damit verstellen kann:

Saba T1014
Saba Schauinsland T1014, Bedienteil geöffnet

Der Fernseher konnte in der Standardausstattung wie seine Vorgänger nur Sender im VHF-Band empfangen, konnte jedoch mit dem DM 129,- DM teuren UHF-Tuner UES100 nachgerüstet werden.

Aus einem Saba-Katalog von 1959:
Schon seit längerer Zeit sind Bestrebungen im Gange, die bisher vorwiegend in Gebirgstälern noch nicht erreichbaren Fernsehempfänger durch Sender im Band IV zu versorgen.
Ferner sind Sender im Band IV vorgesehen, die das zukünftige zweite Programm ausstrahlen sollen.
Die SABA-Fernsehempfänger können mit dem SABA-UHF-Tuner UES 100 leicht für den Empfang des zweiten Programms nachgerüstet werden.

1960 - Saba Schauinsland T125-15 Automatic

T125-15 Schauinsland T125-15 Automatic

Der Nachfolger des T1014 mit nur noch 16 Röhren.
Er ist mit einer angenehm großen 53 cm-Bildröhre ausgestattet. Die Mode der Einrichtung wurde in der Zeit heller, so auch das Gehäuse des Fernsehers.

Vor der Bildröhre sitzt eine Glasscheibe, um die Bildröhre zu schützen - und vor allem auch die Personen davor, falls die Bildröhre implodieren sollte.
Eine Bildröhre explodiert nicht bei einer Beschädigung.
Da sie luftleer ist, drückt die umgebende Luft Glasscherben zunächst nach innen, wo sie aufeinanderknallen und erst dann auseinanderfliegen.
Der Vorgang nennt sich Implosion, das Gegenteil von Explosion.

Das Gerät bekam eine Plastikrückwand, wie sie lange Zeit für Fernseher typisch war.
Bis dahin waren Rückwände aus Pappe, wie auch bei damaligen Radios üblich.

Zurück ins Jahr 1954 - Philips Krefeld 3620

Die oben beschriebenen Fernseher sind alle von Saba hergestellt.
Es gab in dieser Zeit bereits zahlreiche Hersteller von Fernsehgeräten.
Beispielhaft steht einer von der Firma Philips in der Ausstellung.

Philips Krefeld 3620
Philips Krefeld 3620

Der Fernseher ist mit 16 Röhren etwas einfacher als der Saba Schsauinsland T44 desselben, Baujahres.
Allerdings hat der Philips auch eine kleinere Bildröhre.
Das Gerät hat 10 VHF-Kanäle plus zwei Reservekanäle, was recht ungewöhnlich ist.

Man sieht, dass er mehr oder weniger gleich aussieht wie der Saba-Fernseher aus der gleichen Zeit.
So war das eben - man wollte keine völlig ungewöhnliche Kiste im Wohnzimmer stehen haben, sondern etwas, das sich ins Mobiliar einfügt.
So waren übliche Fernsehgeräte zunächst ans Design damaliger Radios angelehnt, bis sich die typische Kastenform herausbildete, eingebaut in ein Holzgehäuse mit dem gleichen Furnier, wie es auch damalige Möbel hatten.


1 https://de.wikipedia.org/wiki/SABA#:~:text=Der%20erste%20serienm%C3%A4%C3%9Fig%20von%20SABA,Schwer%20die%20Leitung%20des%20Unternehmens.


Autor: Rainer Specker
Fotos: Elektronikmuseum Tettnang Rainer Specker