Telefonanlage und Telefone (D)

Vor allem bei Kindern sehr beliebt ist die ratternde Telefonanlage im Elektronikmuseum Tettnang.
Insbesondere auch die Telefone mit Wählscheibe faszinieren - muss man doch erst mal herausfinden, wie man sowas überhaupt bedient.
Wenn mann den Apparat denn überhaupt als Telefon erkannt hat.

Die Telefonanlage in der Ecke des Raumes von Siemens wurde 1968 gebaut.

Telefonzentrale

Die Anlage hat sechs Motordrehwähler.

Ratter-Ratter-Surr-Schnurr-Klickklickklick ... Etwa so tönt es, wenn der Hörer eines der vielen Telefone im Museum abgenommen und eine Nummer gewählt wird

Mit der Anlage können gleichzeitig drei Gespräche geführt werden.
Insgesamt 15 Telefone kann die Anlage bedienen.

Im Museum verbindet die Anlage die Telefone und ein Alibiphon miteinander, wobei jeder Anschluss eine zweistellige Rufnummer hat.
Was ist ein Alibiphon? Ganz einfach - die ersten Anrufbeantworter hießen Alibiphonomat, kurz Alibiphon.

Was passiert beim Telefonieren eigentlich?

  1. Hörer abnehmen: die Telefonzentrale sucht eine freie Leitung und wartet.
  2. Rufnummer wählen: mit den Hebdrehwähler wird die gewählte Nummer ausgewält.
  3. Verbindung herstellen: ist die Telefonnummer vollständig, dann klingelt das Telefon.
  4. Verbindung herstellen 2: nach dem Abheben des Telefonhörers kann man sich unterhalten.
  5. Auflegen: Nach dem Beenden des Gesprächs geht der Hebdrehwähler in seine Ausgangsposition zurück und die Leitung wird wieder freigegeben.

Experiment Die Telefonanlage ist voll funktionsfähig, probieren Sie es aus!
… Und wenn Sie alleine hier sind, dann wählen Sie die 20 ;-).

Technik im Detail

Beginnen wir bei der Technik der Telefonvermittlung.
Weiter unten sind einige angeschlossene Telefone und Geräte näher erläutert.

Hebdrehwähler

Viereckwähler HDW
Einsatz 1927 – 1954

Fernmeldetechnik

Fernmeldetechnik

So arbeitet ein Hebdrehwähler

Wird eine Verbindung zum Teilnehmer 47 gewünscht, so wählt der Anrufende zuerst die Ziffer 4. Dadurch erzeugt er mit seinem Nummernschalter vier Wählimpulse, die auf den Hebmagnet des Wählers so einwirken, dass dessen Stoßklinke die Wählerarme in die vierte Dekade hebt.
Die Wählimpulse für die Ziffer 7 gelangen dann auf den Drehmagnet, der mit seiner Stoßklinke die Wählerarme um sieben Schritte dreht.
Durch diese zwei Bewegungen (Heben und Drehen) werden die Wählerarme auf denjenigen Ausgang der Kontaktbank eingestellt, an den der Teilnehmer 47 angeschlossen ist.

Motordrehwähler EMD

Entwicklung ab 1930 (Siemens)
Ab Ende der 40er Jahre Weiterentwicklung zum Edelmetall-Motor-Drehwähler (EMD-Wähler) (Edelmetall = Silber-Palladium)
1. Fernmeldeamt mit EMD-Wählern 1954 in München.

Fernmeldetechnik

So arbeitet ein Motordrehwähler (EMD-Wähler)

Die Kontaktbank des EMD-Wählers setzt sich aus den Vielfachstreifen zusammen. Aus konstruktiven Gründen sind die 112 Ausgänge in zwei Halbkreisen angeordnet.
Im unteren Halbkreis liegt die erste Hälfte der Ausgänge und im oberen Halbkreis die zweite Hälfte.
Werden die Ausgänge in Dekaden unterteilt, so sind die ersten 5 in der unteren Hälfte und die zweiten 5 in der oberen Hälfte der Kontaktbank zu finden.
Muss der Wähler nun die Nummer 47 auswählen, so dreht er beim Empfang der ersten Impulse an den Anfang der 4. Dekade und macht anschließend innerhalb dieser Dekade noch 7 kleine Schritte.
Damit belegt er den Ausgang 47.

Flachrelais 48 (Postrelais)

Fernmeldetechnik

Das Flachrelais arbeitet nach dem Prinzip eines elektromagnetischen Relais, es trägt seinen Namen nach der Form seines Eisenkerns, der als Querschnitt ein flaches, abgerundetes Rechteck aufweist. Das Flachrelais hat einen nach DIN 41220 genormten Aufbau und ist zum Einbau auf Relaisschienen in festgelegter Position vorgesehen. Dieser Relaistyp wurde 1925 von der Firma Siemens & Halske entwickelt und nach Verbesserungen ab 1928 als Flachrelais 28 eingesetzt.
Nach 1945 wurde der Typ als Flachrelais 48 in verbesserter Form verwendet.
(Quelle: Wikipedia)
Die Kontaktpunkte bestehen aus Neusilber und können bei Verschleiß einzeln ausgewechselt werden.

Hebdrehwähler nach Strowger

Im Jahr 1889 entwickelte der im amerikanischen Penfield geborenen Almon Brown Strowger (19.10.1839 – 26.05.1902) den elektromechanischen Hebdrehwähler, welcher die technische Grundlage für die weltweit ersten automatisch arbeitenden Telefonvermittlungsstellen darstellt.

Fernmeldetechnik

Der Hebdrehwähler ist ein elektromagnetisch angetriebener Stufenschalter und wurde früher als elektromechanisches Koppelelement in Fernsprech-Vermittlungsstellen eingesetzt.
Durch den Wähler wird ein Eingang (Zubringerleitung) mit einem von mehreren möglichen Ausgängen (Abnehmerleitung) verbunden.
Die Verbindung erfolgt durch elektrische Schleifkontakte.
Quelle: Wikipedia

Schrittschalt-Drehwähler

Fernmeldetechnik

Der Schrittschaltdrehwähler wird von einem Elektromagneten angetrieben.
Dieser bewegt den Kontaktarm entsprechend der Anzahl der Impulse über eine Stoßklinke auf den entsprechenden Kontakt.

Vorsatz-Gebührenanzeiger

VorsatzGbAnz55K
Bauj. 1.69
Friedrich Merk Telefonbau AG München

Fernmeldetechnik

Der Gebührenzähler wird während des Gesprächs mittels eines 16 kHz-Impulses weitergeschaltet.
So konnte z. B. ein Hotelier die Telefonkosten seiner Gäste abrechnen.

Fernsprechapparat FeTAp 611-2a

Bauj. 10.79
Hersteller Siemens

Fernmeldetechnik

Fernsprechapparat FeTAp 791 GbAnz-1

Bauj. 04.66
Telefon mit rückstellbarem Gebührenanzeiger

Fernmeldetechnik

Fernsprechapparat FeTAp 611-2

Bauj. 07.79
Hersteller SEL

Fernmeldetechnik

Fernsprechapparat W 49 TiWa (Invent.-Nr. FG3763

Tisch-Wand-Apparat umbaubar
Datumsstempel 8.64
Hersteller: Post

Fernmeldetechnik

Fernsprechapparat Wandapparat

Baujahr 1960
Firma Telefonbau-und-Normalzeit
Geräte-Nr. S1a-112 / 72

Fernmeldetechnik

Anrufbeantworter Alibiphon

60-iger Jahre voll transistorisiert
Hersteller: Willy Müller u. Co KG München

Fernmeldetechnik

Der Anrufbeantworter beantwortet nur den Anruf, ohne die Gegenseite aufnehmen zu können.
Die Wiedergabe erfolgt dabei von einer rotierenden Magnetscheibe.

In alten Telefonbüchern findet man neben mancher Telefonnummer ein "Q", welches anzeigt, dass an dem Anschluss ein Anrufbeantworter angeschlossen ist.
Eigentlich ist es kein Buchstabe "Q", sondern vielmehr ein Sinnbild für die Magnetscheibe mit dem einschwenkenden Tonkopf.

Das Originalgehäuse ist grau und wurde zur Anschauung durch ein transparentes ersetzt.


Autoren: Charly Ludewig (Beschreibung der einzelnen Geräte), Werner Hoch (Einleitung)
Fotos: Elektronikmuseum Tettnang Charly Ludewig (Detailbilder) und Rainer Specker (erstes Bild)