Liebe Vereinsmitglieder und Interessierte,
hier kommt die Museumsdepesche für den Dezember 2023.
Museumstreff
Es geht im neuen Jahr wie gewohnt weiter ab 8. Januar, jeden Montag 17:00 bis 19:00 Uhr Museumstreff für Vereinsmitglieder und Interessierte.
Am 15. Januar werden wir ab 17:00 Uhr im Radioraum des Museums eine Vorstandssitzung haben, weshalb wir vom Vorstand nicht für alle zur Verfügung stehen werden.
Wir bitten darum, an diesem Tag keine neuen Exponate, Bücher etc. ins Museum zu bringen.
Nach dem Treff bzw. der Vorstandssitzung geht’s wie üblich zur Einkehr in die gute Tettnanger Gastronomie.
Vorankündigung Jahreshauptversammlung
Unsere diesjährige Jahreshauptversammlung wird am
Montag, dem 4. März 2024 um 18:30 Uhr
im Gemeindezentrum St. Gallus stattfinden: Kirchstraße 28, 88069 Tettnang.
Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich.
Offizielle Einladungen an die einzelnen Mitglieder werden rechtzeitig verschickt.
Thema 2024: Fernsehen
Nach der erfolgreichen Ausstellung zum 100-jährigen Rundfunkjubiläum im letzten Jahr werden wir in dieser Saison unsere Ausstellung dem Thema Fernsehen widmen.
Gleich in mehrfacher Hinsicht haben wir 2024 ein Fernseh-Jubiläumsjahr:
- „Elektrisches Teleskop. Patentirt im Deutschen Reiche vom 6. Januar 1884 ab.“
Vor 140 Jahren, am 6. Januar 1884 reichte Paul Nipkow in Berlin das Patent auf die genannte Apparatur ein, das unter Nummer 30105 ein Jahr später veröffentlicht wurde.
Die Erfindung beschreibt nichts anderes als die Urversion des Fernsehers, bei dem ein Bild zeilenweise abgetastet und über eine elektrische Leitung zu einem Empfänger übertragen wurde.
Abgetastet wurde mit einer rotierenden Scheibe mit versetzten Löchern drin. Das Motiv wurde mit einer Optik auf die Scheibe mit lichtempfindlichem Bauelement dahinter abgebildet.
Auf der anderen Seite rotierte genau synchron zur anderen Seite eine gleiche Scheibe, an Stelle des lichtempfindlichen Bauelementes befand sich eine [Glimm-)Lampe, so dass die elektrischen Signale wieder in optische umgewandelt und mit der Apparatur auf einen Schirm abgebildet werden konnte.
Die sehr technische Beschreibung dazu findet man im Patent selbst unter https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=DE000000030105A&xxxfull=1,
und eine etwas besser verständliche Erklärung auf der [privaten?) Website des Schweizers Paul Gartner unter
https://www.sarganserland-walensee.ch/physik/optik/nipkow/nipkow.htm.
Im Elektronikmuseum Tettnang befindet sich ein Versuchsaufbau mit Nipkow-Scheibe, der in der diesjährigen Saison in die Ausstellung kommen wird. - Vor 90 Jahren, am 18. April 1934 wurde die erste Fernsehübertragung in Deutschland der Öffentlichkeit vorgestellt.
Zahlreiche Websites behandeln das Thema, darunter auch der Spiegel:
https://www.spiegel.de/geschichte/fernsehgeschichte-a-948255.html - Vor 40 Jahren, am 1. Januar 1984, startete der erste private Fernsehsender in Deutschland.
An dessen Namen PKS dürften sich nur wenige erinnern, während Sat.1 den meisten ein Begriff sein dürfte – so hieß der Sender ein Jahr später.
Einen Tag später, am 2. Januar 1984, startete mit RTL Plus ein weiterer privater deutscher Fernsehsender.
Mehr dazu zim Beispiel im Stern unter
https://www.stern.de/kultur/film/uebersicht-das-tv-programm-der-privatsender-zum-start-1984-3519730.html. - Vor 35 Jahren, am 7. Januar 1989, erreichte der Fernsehsatellit Astra 1A seine Position auf 19,2° Ost.
Es war der erste Fernsehsatellit, der in Deutschland ohne größeren Aufwand mit einer nur 60 cm großen Satellitenschüssel empfangen werden konnte.
Im Februar wurde mit FilmNet der erste Sender aufgeschaltet.
Die ersten deutschen Fernsehsender sendeten ab dem 8. Dezember 1989 auf 19,2° Ost:
Sat.1, Pro 7 und RTLplus.
Bis heute ist die überwiegende Mehrheit der Satellitenschüsseln in Deutschland auf ASTRA 19,2° Ost ausgerichtet, zig Fernseh- und Radioprogramme können frei in deutscher Sprache empfangen werden.
Zählt man alle Programme aller Sprachen zusammen, auch die verschlüsselten, kommt man auf derzeit 921 Kanäle.
Die Senderliste bekommt man direkt bei SES Astra unter
https://astra.de/tv-radio-mehr/senderuebersicht?text_search_input=&filter%5Borbital_position%5D=19.20&filter%5Bservice_type%5D=&filter%5Bquality%5D=&more_filters=no&layout=list.
Historisches
- Vor 80 Jahren erschien im Dezemberheft 1943 der Zeitschrift „Bulletin of Mathematical Biophysics“ die erste mathematische Beschreibung eines neuronalen Netzes.
Auf neuronalen Netzen basieren die meisten künstlichen Intelligenzen.
Mehr dazu im Blog des Heinz-Nixdorf-Museumsforums HNF unter
https://blog.hnf.de/mcculloch-und-pitts-das-erste-neuronale-netz/. - Vor 30 Jahren, am 14. Dezember 1983, wurde das Museum für Verkehr und Technik in Berlin eröffnet.
Inzwischen heißt es „Deutsches Technikmuseum“ und ist nach dem Deutschen Museum in München das zweitgrößte Technikmuseum in Deutschland.
Mehr zur Geschichte des Museums in der Berliner Zeitung unter
https://www.berliner-zeitung.de/archiv/zur-geschichte-li.1332236
und, mit interessanten Bildern versehen, im HNF-blog unter
https://blog.hnf.de/von-mvt-zu-dtm/. - Vor 10 Jahren, am 24. Dezember 2013, begnadigte Queen Elzabeth II. Alan Turing – fast 60 Jahre nach seinem Tod.
Turing war ein Mathematik-Genie sondergleichen:
Er schuf einen Großteil der Grundlagen der modernen Informations- und Computertechnik und entzifferte im Dienste Großbritanniens die deutsche Verschlüsselungsmaschine Enigma.
Damit trug er entscheidend zum Sieg der Alliierten über Deutschland bei.
Turing kam wegen seiner Homosexualität vor Gericht und wurde im März 1952 verurteilt.
Es war eine Straftat, homosexuell zu sein.
Turing hatte die Wahl zwischen Gefängnis und einer Hormonbehandlung.
Er wählte letztere, wurde jedoch dabei depressiv und beging am 7. Juni 1954 Selbstmord.
Mehr zur Begnadigung Turings in der WELT unter
https://www.welt.de/geschichte/kopf-des-tages/article235850396/Alan-Turing-Die-absurde-Begnadigung-eines-Genies.html.
ARD Retro
Sparkassen-Rationalisierung mittels Tele-Scheck.
Der Film vom 10. Dezember 1963 zeigt, mit welch enormem technischem Aufwand die Sparkasse damals schon Datenverarbeitung betrieb.
Bemerkenswert finde ich, dass Daten zunächst in Lochkarten gestanzt wurden, um diese dann stapelweise automatisch auszulesen und die Daten auf Magnetband zu speichern.
https://www.ardmediathek.de/video/swr-retro-abendschau/sparkassen-rationalisierung-durch-tele-scheck/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzExNzI4NzA
Andere Museen
Wie ich erst jetzt erfuhr, wird im Kultur-Museum St. Gallen [Schweiz) noch bis 3. März 2024 eine Ausstellung über den Uhrmacher und Vermessungsinstrumentenbauer Jost Bürgi aus Lichtensteig gezeigt.
Jost Bürgi erfand das Rechnen mit Logarithmen:
Vor der Zeit der Taschenrechner und Computer dürfte jeder eine Logarithmentafel besessen haben, der naturwissenschaftliche Berechnungen machen musste.
Früher selbstverständliche Rechenschieber funktionierten ebenfalls über Logarithmen.
Logarithmen führen eine Multiplikation in eine Addition über.
Kleines Beispiel:
Wenn man 100 mal 1000 rechnen möchte, braucht man lediglich die Anzahl der Nullen addieren:
zwei Nullen plus drei Nullen, mit 1 davor, gibt 100 000.
Man hat also multipliziert, indem man die Logarithmen der beiden Zahlen addiert hat [der Zehnerlogarithmus aus 100 ist 2, der Zehnerlogarithmus aus 1000 ist 3.
Auf das Ergebnis kommt man dann auf umgekehrtem Weg, indem man sucht, welche Zahl den Zehnerlogarithmus 5 ergibt, das ist im Beispiel die 100 000).
Das geht natürlich nicht nur mit solchen „geraden“ Zahlen, sondern mit allen.
Da die Logarithmen aus anderen Zahlen recht aufwändig zu berechnen und ziemlich krumme Werte sind [z. B. ist der Zehnerlogarithmus aus 15 etwa 1,17609...), wurden fertig berechnete Logarithmen-Tabellen benutzt, denen man die Zahlen einfach entnahm.
Im Elektronikmuseum Tettnang befinden sich auf dem Weg vom unteren zum oberen Geschoss Vitrinen mit Logarithmentafeln und Rechenschiebern.
Mehr zu Jost Bürgi im HNF-Blog unter https://blog.hnf.de/jost-buergi-und-die-logarithmen/.
Link zur Ausstellung: https://kulturmuseumsg.ch/ausstellungen/Buergi2023.php.
Magnetblasen im Elektronikmuseum
In der Novemberdepesche schrieb ich über Magnetblasenspeicher.
Hier ein Nachtrag dazu.
Ein Exemplar von Intel Typ 7110A liegt zuvorderst im Speicherregal des Elektronikmuseums Tettnag.
Im Museum befindet sich auch ein Prototyp eines Magnetblasenspeichers Typ BPK 72, gespendet von der Firma Andron in Wasserburg.
Wir erinnern uns – bei Andron begann Andreas von Bechtolsheim seine Karriere.
Er war einer der Gründer von Sun und einer der der ersten Investoren bei Google.
Allein schon das Vorhandensein dieses Speicherprototypen dort zeugt von der enormen Innovationskraft der Firma.
Wir wünschen allen Vereinsmitgliedern und Freunden des Elektronikmuseums ein gutes, gesundes und glückliches neues Jahr!
Viele Grüße aus unserem wunderbaren Museum,
Rainer Specker
1. Vorsitzender des Fördervereins des Elektronikmuseums Tettnang e. V.