Sony ELCASET - Kassetten mit "normalem" 6,3 mm-Tonband

SONY EL-7
SONY ELCASET-Recorder EL-7 aus dem Jahr 1976

Mit der ELCASET versuchte die Firma SONY im Jahr 1976, ein sehr hochwertiges Kassettensystem auf dem Markt zu positionieren.
Die verwendeten Kassetten sehen auf den erten Blick der normalen MC ähnlich, sie sind jedoch deutlich größer und enthalten normales 6,3 mm breites Tonband in höchster Qualität, meist Ferrochrom, was im ELCASET-System dem Typ II entspricht.

ELCASET-Kassette und MC
Eine ELCASET-Kassette ist deutlich größer als eine Kompaktkassette (MC).

Das System dürfte der letzte Versuch gewesen sein, ein analoges Kassettensystem auf den Markt zu bringen.

Eine Besonderheit gibt es im ELCASET-Recorder:
Das Band wird zum Abspielen aus der Kassette gezogen.
Damit sollen Fertigungstoleranzen am Kassettengehäuse keinen Einfluss auf die Abspielqualität haben.

ELCASET Bandschleife
ELCASET-Kassetten haben keinen Andruckfilz: Das Band wird zum Abspielen automatisch herausgezogen und an den Tonköpfen vorbeigeführt.

Die ELCASET hat verschiedene Bandführungsstifte und -rollen eingebaut.
Wirklich kompliziert zusammenzubauen sind die beiden Schutzklappen, die mit je einem kleinen Federchen geschlossen gehalten werden.

ELCASET-Kassette von innen 1
ELCASET-Kassette von innen. Man sieht Umlengkstifte und -rollen.

Ein Blick auf die Bandwickel zeigt, dass sie nur auf einer Seite einen Wickelteller haben.

ELCASET Kassette innen 2
ELCASET-Kassette: Eine Seite der Wickel hat einen Teller, und die andere Seite soll auf einer Folie gleiten.

Auf der Rückseite haben ELCASET-Kassetten Kodierlöcher für alles Mögliche:
Löschschutz, Bandsorte und welches Rauschunterdrückungssystem angewandt wurde.

ELCASET Kodieröffnungen
ELCASET-Kassetten mit Kodierlöchern für Löschschutz, Bandsorte und Rauschunterdrückungssystem

Oben sieht man auf das 6,3 mm breite Tonband.

ELCASET Tonband
In einer ELCASET-Kassette befindet sich gewöhnliches Tonband mit 6,3 mm Breite.

Entsprechend groß sind auch Lösch-, Aufnahme- und Wiedergabekopf (von links nach rechts).

ELCASET Tonköpfe
Blick auf die Tonköpfe des ELCASET-Kassettenrecorders

Die Qualität selbst ist sehr gut und die noch vorhandenen Geräte werden meist um knapp 1500 Euro angeboten.

Das aufwändigste und teuerste Gerät aus der Serie war das hier gezeigte EL-7 mit einem Neupreis von ca. 4000 D-Mark.
Es ist sehr gut ausgestattet und man kann alles Mögliche einstellen, insbesondere auch den Arbeitspunkt des Dolby-Systems.

ELCASET
Bedienteil des EL-7

Auch das Laufwerk ist sehr aufwendig gebaut.
Es hat zwei Kapstanwellen, auch Tonwellen genannt: Diese legen die Geschwindigkeit des Bandes fest.
Innen ist auf jeder dieser Wellen ein Schwungrad befestigt, das für optimal konstante Bandgeschwindigkeit sorgt.

ELCASET Laufwerk
Laufwerk des ELCASET-Recorders mit zwei Schwungräder, die die beiden Kapstanwellen gleichmäßig laufen lassen.

Trotz der hohen Qualität kam das System nicht an, so dass es Sony im Jahr 1980 einstellte und die noch im Lager befindlichen Geräte nach Finnland verkauft. [1]
Es scheint auch nicht alles so funktioniert zu haben, sonst hätte Sony wohl kaum einen speziellen Bandstraffer anbieten müssen, um das Band vor dem Einlegen der Kassette zu spannen und so Zerstörungen daran zu verhindern.

ELCASET Hinweis
Hinweisschild: Das Band muss manuell gestrafft werden, um ein Verknittern beim Einfädeln zu verhindern.

Wie an ein übliches Kassettendeck für Kompaktkassetten auch, hat das ELCASET-Deck Anschlüsse für analoge Tonsignale.

ELCASET Rückseite
Rückseite des Geräts mit Anschlüssen (Cinch und DIN)

Abschließend noch ein Blick ins Innere des Gerätes.
Es ist höchst aufwändig gebaut. Die über 13 kg Gewicht kommen also nicht nur durchs Gehäuse zustande.

ELCASET Innenansicht
Innenansicht. Es steckt massiv Elektronik im Gerät.

ELCASET Innenansicht
Innenansicht von der anderen Seite her


Quellen:

[1] Tonbandmuseum, www.tonbandmuseum.info/sony-elcaset.html
[2] Service Manual des Geräts


Autor: Rainer Specker
Fotos: Rainer Specker